"...die Tollgunder nutzen die allgemeine Schrift – die Silurische. Natürlich nur die, die das Schreiben gelernt haben. Die meisten Uppdager und Frandener können nicht einmal Lesen. Auch viele Freien in Croga drücken sich davor, am Anschlagebrett in der Stadt etwas laut vorzulesen. Und in der Unterstadt lacht man dich aus, wenn du fragst, was da denn stünde. Auch wenn man Schilder in den Slums findet – es bleibt ein Rätsel, wer die geschrieben hat. Die meisten Städter und Kardorianer dagegen zeigen stolz ihre Schreibkunst.
Es gibt aber auch alte Schriften…
Der größte Unterschied in den alten Schriften und Symbolen liegt wohl in dem Zugang zu deren Bedeutung. Man findet sowohl bei Gelehrten so beliebte vergessene Schriften des Verstandes als auch
urtümlichere, freiere Symbole des Herzens.
Die Runenbilder der Vhaninger sind ein gutes Beispiel für die gefühlsbetonten Symboliken mystischer Zeiten und sind bei den Gebildeten verpönt! Ja, es scheint so, je klüger ein Mensch, desto weniger kann er die Runen deuten. Das Lesen der Runen hat schon einige Philosophen und Forscher in den Wahnsinn getrieben. Angeblich verändert sich die Bedeutung der Runen – je nachdem, wer sie liest oder wie hell der Tag wurde. Oder auch in welcher Stimmung die Leserin sei.
Es scheint, als gäbe es unendlich viele Runen.
Kinder und Verrückte scheinen die Runen am besten lesen zu können. Zur Zeiten Königin Talissia wurde das Nutzen der Runen sogar verboten, da sie den Oberen zu magisch vorkam. Aber da sie wie Flechten oder Pilze an den unmöglichsten Stellen aufzutauchen scheinen, hat man schließlich vom Verbot abgelassen.
Eine andere alte Schrift ist unter den Würdenträgern und denen, die es gern wären, gut bekannt. Der Pöbel kennt vielleicht mal einen Buchstaben. Man nennt sie die „Zeichen der Stille“ oder auch „Alt-Ecianisch“.
Zum Schluss möchte ich noch auf die Schrift „Kash“ eingehen – denn hier ranken sich die meisten Mythen: Die Schrift wurde wirklich von den alten Zauberern genutzt und wird manchmal auch „Hexen-Siegel“ oder „schwarze Sigillen“ genannt. Laut Gesetz ist diese sogar noch heute verboten, wobei das nicht einmal die Stadtwache schert.
Es gibt niemanden, der diese Schrift lesen kann. Einige der Weisen kennen vielleicht 3 oder 4 Sigillen – aber es ist nicht bekannt, wie viele Zeichen es überhaupt gibt. Man kann sie in einigen Gräbern im Wald finden und auch im Dunkelsplitterraum. Böse Zungen behaupten, in der Unterstadt gäbe es sogar ein ganzes Buch voller schwarzer Sigillen."
Auszug aus „Das Leben der Hauptstädter“ des Philosophen Waldeban Fahlberg
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