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Kruupdaak - Der vergessliche Nebel

Setz dich und lass mich dir eine Geschichte erzählen. Los komm, es dauert nicht lange. Klar weißt du schon von dem Nebel, oder? Du weißt, was der Nebel mit dir anstellt, wenn du dich berühren lässt?

 

Er nimmt dir deine Erinnerungen. Welche entscheidet der Nebel

alleine, aber er nimmt, was ihm beliebt. Warum er dieses tut und was er damit vorhat, das weiß niemand. Nur so viel kann ich dir

versprechen, in deinem Zelt bist du sicher. Und in den Slums, aber

da gehst du ja nicht hin, oder?

 

Tollgund wurde vor vielen Jahren gegründet. Die Königin, so

erzählt man, suchte damals einen Flecken, der ihr gefiel und sie

fand hier ein paar Zelte und einen Wald, wie es ihn kein zweites Mal gab. So entschied der König, um seiner Frau zu gefallen, genau

hier eine Stadt zu errichten. Aber in den Wäldern hauste die alte

Toverske. Eine schreckliche gemeine Frau, die ihr Wissen von den

verlogenen Triel erworben hat. Gegen Blut, wie man sagt. Diese

Frau wurde gefürchtet und so wurde der Ritter Dimma von Vasseur gerufen. Ein Held unzähliger Schlachten. Du hast von ihm gehört, richtig? Dieser Ritter jedenfalls nahm sich der Aufgabe an und vertrieb jeden Gesetzlosen jedes Gesindel aus dem

Wald, aber die alte Toverske fand er nicht.

 

Das konnte er auch nicht, denn sie hatte ihn schon längst

gefunden. Und jedesmal, wenn er aus dem Wald nach seinem

Tagewerk zurückkam, ließ er sich von einer Bäuerin versorgen, jung an Jahren. Er erhielt Speis und Trank und oft wurden seine Wunden versorgt. Und später erhielt er auch ein warmes Bett. Frag nicht, was das ist, dafür bist du noch zu jung. Sie zog ihn in ihren Bann und er wehrte sich nicht. Ob er es nicht konnte oder nicht wollte, kann ich dir nicht sagen.

 

Nach wenigen Wochen tat er alles für sie. Was auch immer sie wollte. Sie musste nur auf jemanden zeigen und der Ritter handelte. Niemand wagte es mehr, die Stimme zu erheben.

Dann aber, nach Monaten, kam die Königin und wollte sehen, wie es stand.

 

Die Toverske überschätzte sich jedoch und befahl dem Ritter, die

Königin zu erschlagen. Mit finsterer Absicht machte er sich auf.

Seinen Schwur vergessend und alle Ehre hinter sich lassend,

gürtete er sein Schwert. Als er seiner Herrin schließlich gegenüberstand, erkannte sie, was seine Absicht war. Sie blickte

ihm tief in die Augen und sagte:

 

“Ihr habt so oft mein Leben beschützt, wenn dies euer Wunsch ist, so nehm jetzt das Meine”.

 

Die Macht der Königin war stärker und der Bann brach. Er kam zu

sich und sah, was ihm passiert war. So fing er an zu weinen und bat um Vergebung. Auch wenn ihr Herz diese Bitte gewährte, musste sie ihn in Verbannung schicken, für die Gräuel, die er angerichtet hatte.

 

So verließ er gegen Abend das Lager der Königin. Aber er wollte nicht sofort in die wilden Wälder, nein, er suchte seine Peinigerin, die Taverske auf, um sie für ihre und für seine Taten zu richten. Sie aber lockte ihn in eine Falle und ließ ihn alles vergessen, wer er war, was er war und warum er in Verbannung leben sollte. Und er vergaß auch zu sterben. So kommt er wieder, immer wieder, damit fremde Erinnerungen seine Leere füllen und er etwas empfinden kann.


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