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Der Kinderkönig

Seit den Kastenkriegen sind Tollgund und der Landadel von Silurien nicht gerade freundlich gesonnen. Immer wieder kam es zu Intrigen, Muskelspielchen, manchmal sogar offene Bedrohungen. Der alte König hatte seine Lust an Tollgund verloren. So vergaßen wir lange, wer wirklich das Sagen im Reiche hat.

 

Doch der neue König - Comos der Erste – entfacht gerade ein Feuer. Ein blaues Feuer…

 

Die einen sagen, der Kinderkönig sei gar kein Kind mehr. Er spräche weise. „Ein alter Mann im Körper eines neunjährigen Knaben“. Die anderen sind sich sicher: „Er ist doch nur eine Puppe. Die Fäden ziehen die Mächtigen des Landadels!“

 

So oder so, es gibt Druck: Neue Steuern für Tollgund, neue Verbote… und seit einiger Zeit machen die Svarturen den Wald unsicher: Die Königlichen Soldaten, die „Blau-Schwarzen“. Im letzten Jahr verkleideten sich einige von ihnen und streunten nachts in der Stadt umher. Sie trauten sich nicht öffentlich, Tollgund zu besuchen. Immerhin wurden damals die Adeligen aus der Stadt gejagt! Die Blau-Schwarzen Svarturen wirkten allerdings eher wie… Söldner oder Raubritter?

 

Vor einigen Wochen bekamen die Rotstein einen Brief. Man weiß nicht genau, was in dem Brief stand, doch Frau Rotstein wurde erst bleich – dann dunkelrot!

 

Und kurz bevor wir die Zelte abbrachen und das alte Tollgund verließen, berichteten reisende Kaufleute Kunde aus dem Reich:

 

Der Kinderkönig hätte von der Hymne von Tollgund gehört. Und fühle sich tief gekränkt. Das Singen des Liedes gelte ab jetzt als Majestätsbeleidigung. Was das für Strafen mit sich ziehe? Da gibt es schon mannigfaltige Ideen… Wobei sich niemand so recht vorstellen mag, dass die Tollwacht dieses Vergehen ahnden würde.

 

„Mein liebes Land, warum schlägst du mich?

Du streckst die blaue Hand, wir haben nur Rot für dich!

Mein liebes Land, deine Krone leuchtet matt.

Trägst du nur stolz dein Fesselband, lieb‘ ich nur meine Stadt!

 

Wir ruhen nicht in Stein, bei uns da steht kein Haus.

Wenn du rufst, oh König, spucken wir nur einmal kräftig aus.

Bei uns gibt’s Totengräber mehr als Soldaten königlich.

Kommst du mit deinen Blauen, begraben wir sie für dich!“


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