Die Flunker Kirche

Aus der Abendlesung über die Flunkerkirche des Pater Johann bei einem Wein – von ihm auch gerne „Weinlese“ genannt. 25. April, 1826:

 

"Wer wir waren – wer wir sind? Das ist eine gute Frage.

 

Eine Frage, auf die ich eine Geschichte, aber niemals eine Antwort haben werde. Denn zu wissen, wer man ist, scheint mir doch das höchste Ziel im Leben. Und so mancher Mensch mag selbst auf dem Sterbebett behaupten, die Antwort immer noch nicht zu kennen.

 

Überhaupt: Ist das Wort „Antwort“ nicht schon vermessen? Wer sind wir, dass wir behaupten können, die einzig wahre Lösung auf eine Frage zu wissen? Ist es nicht vielmehr so, dass wir es uns zum Ziel setzen sollten, offen für alle Fragen und alle Antworten des Lebens zu sein – und in all diesen Möglichkeiten und Erklärungen die Gemeinsamkeiten zu erkennen?

 

So ging es zumindest jenen, die vor vielen Jahren flüchteten. Menschen wie Du und ich, die spürten, dass ihr Glaube über das hinausging, das sie praktizieren durften. Menschen aus aller Welt, aus allen Kulturen, die nicht länger nach der Frage und ihrer Antwort suchen wollten, sondern nach dem dazwischen.

 

Verfolgt und geschunden gründeten diese Menschen aus den Trümmern ihrer Vergangenheit eine neue Gemeinschaft und nannten sich die „Flunkernden“.

 

"Flunkern" wie in: sich etwas erdenken oder zu spinnen, aber auch leicht und humorvoll miteinander sprechen. Der Name entstand aus der Idee heraus, Raum für Fantasie, Kreativität und das Unbekannte zu lassen. So wurde die "Flunkerkirche" zu einem Ort, an dem wir uns ermutigen, zu träumen, zu erfinden und zu entdecken. Es ist eine Gemeinschaft, in der wir keinen Gott, sondern das Licht in uns allen feiern: tief in uns – eine Quelle der Freude und des Staunens, die niemals versiegt. Solange wir uns nicht in der Frage oder der Antwort verlieren, sondern uns dem dazwischen verschreiben. So dunkel es auch sein mag. Denn nur in jener Dunkelheit scheint unser Licht am Hellsten.

 

Aber: Unser Glaube ist kein Dogma, keine starre Lehre, die in alten Schriften vor sich hin modert. So wie ich hier sitze und sie euch erzähle, so ist auch unser Glaube: ein lebendiges Gewebe aus Empfindungen und Lehren, das sich ständig neu entfaltet. Wir erkennen die Vielfalt der Formen und Ausdrucksweisen, die dieses Licht annehmen kann. Es ist wie ein Tropfen, der in unendlich vielen Facetten schimmert: Sei es ein Gebet, ein Lied, ein Tanz oder gar ein Zauber. Wer sind wir, die Weisen des Lichts zu beurteilen?

 

Und dennoch: zu lange sind wir geflohen, wurden ausgestoßen und verfolgt, als dass wir uns nun wegnehmen lassen, was wir uns aufgebaut haben. All jenen, die sich gegen uns stellen, sei gesagt: Unser Licht kann erhellen – aber auch verbrennen!

 

Und damit die Flamme eine Kerze bleibt und das Licht uns nicht blendet: lasst uns frei für die Abenteuer des Lebens bleiben. Für die besonderen Begegnungen und die spaßigen Abende. Ganz nach unserem Dreiklang:

 

Lebe!

In dem Bewusstsein, dass DU Teil der Gemeinschaft und der Natur bist.

 

Ehre!

Das Licht – aber kenne auch die Dunkelheit. Denn nur wer das Zwielicht sieht, kann den Tag von der Nacht scheiden.

 

Feiere!

Jede Erkenntnis, die neu in dein Leben tritt. Aber auch dich selbst mit Speis und Trank!

 

Und damit: erhebt die Gläser und trinkt auf das Licht und das Leben!"

 

 

Die Kirche lässt sich mit anderen Religionen gut „kombinieren“, weil sie recht offen ist und keinen „Einen Gott“ hat. Viele James Towner, sogar Leute aus dem Moor erscheinen gelegentlich zur Messe.

 

GOTT: „Wir haben keinen Gott / keine Göttin. Es ist das „dazwischen“: Der Weg, die Suche. Aus diesem Grund ist das „Licht“ unser höchstes Gut und unser Zentrum, da es alles belebt und gedeihen lässt. Es ist ein Prozess, ein Katalysator, ohne selbst aktiv etwas zu sein.“

 

TOD „Wir bestatten die Asche unserer Toten, sodass sie in einem letzten Licht, einer letzten Flamme, ihren weiteren Weg antreten.

 

Nach dem Tod? Wer nach den Geboten gelebt hat, erreicht EINES der Paradiese:

 

Fühlst du dich mit dem Meer verbunden? Dann reist du mit deinen Liebsten auf der Knochen-Karavelle, ein gigantisches weißes Schiff. Dort triffst du deine Liebsten wieder – und Ihr reist gemeinsam auf einem Fluss so groß wie ein Meer. Die schönsten Lieder werden gesungen, es ist immer warm, der Laderaum ist voller frischer Früchte, Wein und Gebäck…

 

Und wer im Leben Unrechtes tut? Das Licht nicht geehrt, zu wenig getanzt und geliebt hat? Landet im Tinten-Wasser-Meer. Und ertrinkt wieder und wieder…

 

Fühlst du dich mit der Kunst verbunden? Oder der Forschung? Mit der Natur? So kannst du dir sicher DEIN Paradies vorstellen..., aber auch deine persönliche Hölle!“

 

BESONDERE ORTE - den Flunkernden sind zwei Orte besonders wichtig:

 

Der Friedhof: Denn hier, vor vielen Jahren, lagerten die neu gegründeten Flunkernden zum ersten Mal. Es war der Lichtstrahl der aufgehenden Sonne, der diesen Platz nahe des glitzernden Creeks auserkor: Eine Macht und Hoffnung schien von diesem Ort auszugehen.

 

Doch bereits nach ein paar Tagen begann das Leid: Grauen tauchten des nachts aus der Dunkelheit auf. Viele Flunkernde starben, wurden krank oder wahnsinnig. Die Verbliebenen flüchteten sich daraufhin den Hang hinauf – konnten die Besonderheit dieses Ortes aber nicht ganz hinter sich lassen. Sie errichteten in sicherer Entfernung den zweiten, besonderen Ort:

 

Friedheim. Dort, wo heute noch das Versammlungszelt steht, nahe eines blühenden Baumes, stand auch damals die erste Bettstatt. Heute umringen diesen Platz feste Holzbauten, weitere Zelte und fröhliches Treiben. Doch weiterhin geht der Blick der Flunkernden gen Friedhof: einstige und erste Heimat. Noch immer, trotz aller Gefahren, werden dort alle Toten bestattet. Und dort liegt auch jene erste Flunkernde begraben, die einst die Gemeinschaft hierhin führte: B. C. Grimberus

 


Hast du Lust, eine Nonne oder einen Mönch der Flunkerkirche zu spielen?

 

Schreib uns:

info(at)tollgund.de