Geschrieben von der Familie Dupont,
eingesprochen von Debora Görzen
"Liebste Mutter,
wie geht es dir und wie geht es Vater? Ich hoffe er hat sich erholt und ist wieder wohlauf.
Ich schreibe dir, um meine Gedanken mit jemandem zu teilen, weil hier weiß ich nicht, wem ich trauen kann.
Ihr wart alle so stolz, dass ich diese Anstellung im Hause Dupont bekommen habe.
Zunächst war auch ich sehr dankbar dafür und freute mich auf diese Arbeit.
Die Familie ist auch nach wie vor sehr freundlich zu mir und auch die Bezahlung ist großzügig.
Gerade Miss Valerie kümmert sich gut darum, dass ich mich im Hause und bei der Arbeit wohl fühle.
Aber so langsam macht sich ein ungutes Gefühl in breit. Irgendwas geht hier vor sich.
Ich weiß nicht, ob es gut ist das niederzuschreiben und ich möchte auch nicht schlecht über meine Herrschaften reden, aber ich kann es nicht mehr für mich behalten.
Die Grenzen zwischen richtig und falsch verschwimmen und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
Es gab einige Ereignisse in letzter Zeit, die mir Sorgen bereitet haben und mich meine Loyalität zu der Familie in Frage haben stellen lassen.
Ich war kürzlich im Gemischtwarenladen des Dorfes um für die Familie einige Waren einzukaufen,
doch leider war der Besitzer nicht bereit mir etwas für die Familie Dupont zu verkaufen und sagte mir nur meine Herrschaften wüssten schon warum.
Ach Mutter, du wirst nicht glauben was dann geschah.
Keine 3 Tage später war sein Geschäft geschlossen und hat auch seitdem nicht wieder eröffnet.
Ich trau mich kaum es niederzuschreiben, aber ich glaube es gibt da eine Verbindung.
Du würdest jetzt sicher zu mir sage. „Meine liebste Anni du siehst nur wieder Gespenster. Das war sicher ein reiner Zufall. Du und deine verrückten Vorstellungen“
Und wahrscheinlich hätte ich dir Recht gegeben, wenn da nicht noch etwas anderes gewesen wäre.
Es gab einen weiteren Vorfall, der mich seit Tagen beschäftigt und dieses Gefühl bestärkt hat.
Letzten Dienstag, war Monsieur David wie er das häufig zu tun pflegt noch lange außer Haus.
Desnachts gab es lautes Geschrei vor dem Haus, so dass ich aufwachte und ans Fenster ging um zu sehen, was draußen geschah.
Dort stand Old Joe der direkte Nachbar der Familie Dupont und hielt Monsieur David am Kragen.
Er beschwerte sich lauthals über sein Verhalten und den maßlosen Alkoholkonsum.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube gesehen zu haben, das der Monsieur aus der Nase blutete.
Es dauerte nicht lange, da stand Madame Jolie und ein paar andere der Familie Dupont ebenfalls vor dem Haus.
Ich konnte nichts genaueres verstehen, aber es wurden einige unfreundliche Worte gewechselt.
Das ganze endete damit, dass Old Joe dem Monsieur David einen Stoß gab und dieser unsanft in einer Dreckspfütze landete. Danach ist Old Joe wütend davon gestürmt.
Nach dieser Aufregung bin ich schnell wieder zu Bett gegangen.
Am nächsten Morgen jedoch, hörte ich direkt nach dem Aufstehen von den anderen Bediensteten die Neuigkeiten des Tages.
Es dauerte nicht lange, da war in ganz Jamestown bekannt das Old Joe eine geheime Liebschaft mit einer Hexe aus dem Moor pflegte, die bereits sein Kind unter dem Herzen trägt.
Sein Ruf ist auf ewig zerstört, seine Frau hat ihn rausgeschmissen und alle seine Geschäftspartner haben ihre Geschäfte mit ihm eingestellt und ihm zu verstehen gegeben, dass er sich nie wieder blicken lassen soll.
Gerüchten zu folgen, ist er danach ins Moor gegangen.
Und jetzt sitze ich hier und empfinde Mitleid mit Old Joe - trotz seiner Fehltritte, das hatte er nicht verdient. Vom Händler ganz zu schweigen.
Ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass einige Mitglieder dieser Familie zu Gewalttätigem Verhalten neigen.
Nun wo ich über meine Zeit hier im Haus nachdenke, fällt mir wieder dieser Vorfall ein.
Monsieur Reginald bat mich sein Hemd zu reinigen und drückte mir ein Bündel Geldscheine in die Hand mit den Worten. „Bitte diesmal besonders gründlich und stell keine Fragen“
Als ich dann das Hemd zum Waschen in der Wanne ausbreitete, kamen dunkelrote Flecken zum Vorschein, die sich von den üblichen Weinflecken unterschieden.
Ich mache mir wirklich sorgen und weiß nicht, wie ich die Arbeit in diesem Haus mit meinem Gewissen vereinbaren kann.
Natürlich weiß ich das wir das Geld dringend benötigen, doch hoffe ich auf deinen guten Rat und dein Verständnis, wie auch immer ich mich entscheiden werde.
Unser nächstes Wiedersehen, kann ich kaum erwarten.
Bitte Grüße Vater von mir.
Deine dich liebende
Anne"